Kohlenstoff-Senken fürs Klima

von Hans-Peter Schmidt, Claudia Kammann und Nikolas Hagemann
übernommen aus dem Ithaka Journal

Um die Klimaerwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, ist es nicht ausreichend, nur die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Es muss aktiv CO2 aus der Atmosphäre entzogen und dauerhaft im terrestrischen System gespeichert werden. Um diese Kohlenstoff-Speicher transparent zu berechnen und nachzuweisen, führte das Ithaka Institut 2020 das weltweit erste Zertifikat für Kohlenstoff-Senken auf Basis von Pflanzenkohle ein. Seither wurden C-Senken von knapp 10.000 t CO2eq in Europa, USA und Südostasien zertifiziert.
Gliederung
  • Grundprinzipien
  • Definition und Berechnung des C-Senken Potentials
  • Definition der C-Neutralität des Biomasse-Inputmaterials
  • Biomassekategorien
  • Lagerung der Biomassen
  • Energie- und Treibstoffaufwand für Transport, Bereitstellung der Biomassen und Nachbehandlung der Pflanzenkohle
  • Energie- und Treibstoffaufwand der Pyrolyse sowie deren Emissionen
  • Sicherheitsmarge
  • Klimaneutrale Energie
  • Verwendung und Handel des C-Senkenwerts durch akkreditierte Makler und Plattformen
  • Kosten
  • Welche Ansätze werden international verfolgt und was ist das zu erwartende Marktvolumen?

Am Aufbau von C-Senken wird sich entscheiden, ob die Klimaerwärmung sich auf 2°C begrenzen lässt. Umso wichtiger wird es sein, die komplette Klimabilanz von der Erzeugung der Biomasse bis zur Einbringung der der Pflanzenkohle in Böden und Materialien umfassend und transparent zu erfassen und zertifizieren. Sowohl der Weltklimarat IPCC als auch die Klimaforschung im Allgemeinen sind sich einig, dass selbst bei einer raschen Reduktion der Treibhausgasemissionen (THG) ein massiver Entzug von CO2 aus der Atmosphäre unausweichlich geworden ist, um das 1,5 bzw. 2°C Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen (Rockström et al., 2017; Schleussner et al., 2016).

Selbst wenn, wie allerorten als Wunsch ohne Verpflichtung kundgetan wird, die THG-Emissionen bis 2050 um 90% gegenüber dem heutigen Stand gesenkt werden (d.h. keine Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brenn- und Abfallstoffe mehr, Reduktion der Tierhaltung um mindestens 50%), müssten bis zum Jahr 2100 mindestens 800 Gt CO2 aus der Atmosphäre entzogen werden (Rogelj et al., 2015). Sollte es der Weltgemeinschaft nicht gelingen, die THG-Emissionen so schnell und massiv zu reduzieren, müssten bis zum Jahr 2100 je nach Verzögerung der Emissionsreduktionen zusätzliche 700 bis 2500 Gt CO2 der Atmosphäre entzogen werden, welches den RCP 2.6 bzw. RCP 4.5 Klimaszenarien entspräche (IPCC, 2013; Rogelj et al., 2015).

Der aktive Entzug von CO2 aus der Atmosphäre wird Negative Emission (NE) genannt, wobei der aus der Atmosphäre entzogene Kohlenstoff auf die ein oder andere Art im terrestrischen System fixiert und langfristig gebunden werden muss. Das terrestrische System umfasst hierbei den gesamten Bereich des Globus außer der Luft und des Wassers, also sämtliche Biomassen (Wälder, Felder, Weiden, Algen) und Materialien (z.B. Gebäude, Straßen, Möbel), das Erdreich, unterirdische Lagerstätten sowie die Sedimente von Ozeanen und sonstigen Gewässern. Überall da, wo im terrestrischen System Kohlenstoff fixiert und somit für länger gelagert wird, spricht man von Kohlenstoffsenken (C-Senken). Negative Emissionen und der Aufbau von Kohlenstoffsenken müssen nach Einschätzung des IPCC und sämtlicher Experten zu einem wesentlichen, ja entscheidenden Bestandteil der internationalen Klimapolitik werden (Hansen et al., 2016). Bis heute existiert jedoch noch kein international anerkanntes System zur Erfassung und Berechnung von Kohlenstoffsenken. Das im Folgenden präsentierte System zur Zertifizierung von pflanzenkohle-basierten C-Senken ist das weltweit erste seiner Art (siehe auch EBC-Richtlinien zur C-Senken-Zertifizierung).

Den vollständigen Artikel weiterlesen unter:
http://www.ithaka-journal.net/kohlenstoff-senken-furs-klima

Autoren

Hans-Peter Schmidt
Gründungsdirektor des schweizerischen Ithaka Institute for Carbon Strategies. Mit seinem Institut entwickelt und verwirklicht er Konzepte klimapositiver Landwirtschaft in Europa, Asien und Lateinamerika. Er leitet die European Biochar Foundation und ist Editor des Biochar Journal.

Prof. Dr. Claudia Kammann
Claudia Kammann ist Inhaberin der Professur für Klimafolgenforschung an Sonderkulturen an der Hochschule Geisenheim und leitet dort das Institut für angewandte Ökologie.

Dr. Nikolas Hagemann
Nikolas Hagemann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope in Zürich und Geschäftsführer des deutschen Ithaka Instituts. Als Geoökologe beschäftigt er sich seit 10 Jahren mit Herstellung und Anwendung von Pflanzkohle. Seit 2018 ist er Mitglied des Vorstands des Fachverbands Pflanzenkohle.

Teilen auf