Pflanzenkohle im Dynamischen Agroforst

Seit 2017 verwendet Naturefund Pflanzenkohle auf dem Versuchsacker von 1 ha in Wiesbaden-Erbenheim. Auf dem Acker wurden parallel zum Anbau von Kürbis fünf Agroforstreihen von jeweils 100 m Länge und 2-3 m Breite aufgebaut. Neben Pflanzenkohle wurde dabei auch mit der Anbaumethode des Dynamischen Agroforsts experimentiert. Dabei werden Nutz- und Beipflanzen sehr dicht auf einer Fläche angebaut und die Dynamik der Pflanzen untereinander genutzt.

Aufbau des Versuchs
Bodenbearbeitung nach den Prinzipien des Dynamischen Agroforstes

Der Versuchsacker ist reihenweise mit Versuchsparzellen nach den Prinzipien des Dynamischen Agroforstes bepflanzt. Das bedeutet, dass dort Mischkulturen aus unterschiedlichen Altersklassen wachsen, u.a Bäume, Beerensträucher, Stauden, einjährige Pflanzen. Der Versuch des Einflusses der Pflanzenkohle findet auf drei von fünf Reihen statt. Diese Reihen sind etwa 100 m lang und drei Meter breit.

Jede Reihe wurde in sechs Bearbeitungscluster unterteilt. Den einzelnen Clustern wurden jeweils unterschiedliche Bodenbearbeitungen zugeteilt. Innerhalb der Cluster wurden jeweils identische Arbeitsweisen angewandt. Folgende sechs Variationen wurden im Frühjahr 2018 angelegt:

(1) keine Bodenbearbeitung
(2) rohe Pflanzenkohle
(3) Pflanzenkohle mit Pferdemist
(4) Kompost
(5) Kompost mit roher Pflanzenkohle
(6) Kompost mit Pflanzenkohle mit Pferdemist

Im Frühjahr 2018 wurde die gleiche Mischkultur auf allen drei Reihen ausgebracht und deren Wachstum wöchentlich dokumentiert. Seit Frühjahr 2019 wird das Wachstum der aufkommenden Spontanvegetation wöchentlich dokumentiert.

Erste Beobachtungen
Sichtbare Bodenveränderung nach einem Jahr

In den Versuchsreihen wurden ab 2018 Pflanzenkohle ausgebracht. Die Veränderung des Bodens war schon ein Jahr später augenscheinlich. Durch die Kombination einer dicken Mulchschicht und Pflanzenkohle hat sich der Boden in nur einem Jahr von einer humusarmen, trockenen und hellen Krume in einen feuchten, lebendigen Boden verwandelt, der jetzt schon sichtbar Humus aufbaut. Der Boden ist reich an Lebewesen und zahlreiche Regenwürmer durchlüften den über Jahrzehnte verdichteten Boden.

Die Stichproben-Ergebnisse der ersten kurzen Untersuchungsperiode können noch nicht als statistisch signifikant betrachtet werden. Doch zeigen sie Tendenzen auf: Für Größe und Dichte der Pflanzen scheinen 2018 und 2019 insbesondere der Kompost verantwortlich zu sein, während 2018 die Cluster (5) Kompost mit roher Pflanzenkohle und (6) Kompost mit Pflanzenkohle mit Pferdemist, in den Bereichen Vielfalt und weniger Ausfälle bessere Bewertungen zeigen. Im Jahr 2019 zeigt Cluster (2) rohe Pflanzenkohle positive Tendenzen im Bereich Vielfalt. Im Spätsommer und Herbst 2019 werden verschiedene landwirtschaftliche Kulturen auf den Versuchsreihen ausgebracht werden und auch deren Wachstum wird im nächsten Jahr beobachtet werden. Mit Abschluss der ersten Projektphase 2020 sollte es dann möglich sein, belastbare Ergebnisse über die Auswirkungen von Pflanzenkohle und die Auswirkungen auf den Bodenaufbau ableiten zu können.

Herkunft der Pflanzenkohle

Die Pflanzenkohle wurde in einem eigens entwickelten transportablen Pyrolyseofen auf den lokalen Streuobstwiesen aus Baumschnitt hergestellt.

Denn für Naturefund ist nicht nur die Wirkung der Kohle auf die Pflanzen von großem Interesse. Die Produktion von Pflanzenkohle ist auch für die Entsorgung großer Mengen Schnittgut ein einfach gangbarer Weg, um eine weitere Nutzung der Ressourcen sicherzustellen. Naturefund betreut in Wiesbaden ein großes Streuobstprojekt, bei welchem in der Schnittsaison große Mengen Schnittmaterial anfallen. Die Entsorgung des Schnittguts ist sehr aufwändig und teuer; die Produktion von Pflanzenkohle ist eine einfache Alternative.

Interesse sehr groß

Naturefund veranstaltet regelmäßig Streuobstevents für Freiwillige und Mitarbeitstage auf dem Versuchsacker. Das Interesse an der Produktion der Pflanzenkohle und der Verwendung und Wirkung ist ausgesprochen groß. Laien wie Experten zeigen sich beeindruckt von der Veränderung, die in nur einem Jahr im Boden vorgehen kann. Die Kombination von Pflanzenkohle mit der Beigabe von viel organischem Material als Mulchschicht hat in dem Boden, der nahezu in Jahrhundert konventionell landwirtschaftlich genutzt wurde, zu einer starken Erholung der Bodenlebewesen geführt. Naturefund ist überzeugt, dass die Beobachtungen der nächsten Jahre zeigen werden, dass die Verwendung, also Produktion und Nutzung, von Pflanzenkohle ein Schritt zu einer fruchtbaren und CO2-armen Landwirtschaft sein können.

Hintergrund und Zielsetzung

Naturefund ist ein gemeinnütziger Naturschutzverein mit internationalen Projekten und forstet seit 2015 in verschiedenen Projekten mit der Methode des Dynamischen Agroforstes wieder auf.

Naturfreunde e.V. Aufbau und Pflege Agroforst

Diese Methode, die von den Anbautechniken der indigenen Völker Südamerikas inspiriert wurde, wird seit 2017 durch den Einsatz von Pflanzenkohle ergänzt. Neben der Verwendung in internationalen Projekten, wird Pflanzenkohle von Naturefund seit 2017 auch auf einem deutschen Versuchsacker eingesetzt. Ziel des Versuchs ist es, die Wirksamkeit der Pflanzenkohle und die Auswirkungen auf den Bodenaufbau zu beobachten.

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