UN-Klimakonferenz
in Kattowitz

4 Fragen an Dr. Nikolas Hagemann, Beisitzer im Vorstand FVPK, Wissenschaftlicher Direktor des Ithaka Insituts Freiburg und PostDoc bei Agroscore Zürich.

FVPK: Mit welchen Eindrücken kommen Sie aus Kattowitz zurück?

Dr. Nikolas Hagemann: Die sogenannten Klimakonferenzen sind riesige und komplexe Veranstaltungen, mit den eigentlichen politischen Verhandlungen, den Ausstellungen und Vorträgen in den Länderpavillions, Podiumsdiskussionen und weiteren Vorträgen (side events) und den Ausstellungsständen – mit gut 20‘000 Teilnehmenden aus allen Ländern der Erde – entsprechend komplex sind die Eindrücke. Ich schwanke immer zwischen der Euphorie, dass die Regierenden der Welt es schaffen, sich trotz aller Konflikte auf diese Art an einen Tisch zu setzen und der Ernüchterung, dass alles nur in sehr kleinen Schritten voran geht.

FVPK: Wie waren die Reaktionen auf Pflanzenkohle und PyCCS?

Dr. Nikolas Hagemann: Nach wie vor ist Pflanzenkohle noch nicht jedem bekannt, doch sie stößt immer auf Interesse, vor allem, da sie aus praktisch jeder Biomasse hergestellt werden kann und vielfältig einsetzbar ist. Das Konzept des Pyrogenic Carbon Capture and Storage (PyCCS), d.h. die Pyrolyse von Biomasse, nicht nur um die Pflanzenkohle sinnvoll einzusetzen, sondern auch das entstehende Bio-Öl und idealerweise auch das Pyro-Gas zur Kohlenstoff-Speicherung einzusetzen, ist noch wenig bekannt. PyCCS muss offensiv beworben werden, und mit mehr Studien unterlegt werden, um in den Klimaverhandlungen wahrgenommen zu werden.

FVPK: Welche Erfolge bringen Sie für uns mit?

Dr. Nikolas Hagemann:  Wir haben mit vielen Menschen aus Politik und Verbänden gesprochen, um die Pflanzenkohle und PyCCS zu bewerben, u.a. mit Vertretern der Weltbank, Plant for the Planet, der Klimaallianz und vielen mehr. Mit der Klimaallianz, die Städte beim Klimaschutz unterstützt, stehen wir als Fachverband in Kontakt, und versuchen, Pflanzenkohle in ihre Projekte zu integrieren.

FVPK: Mit welchen Themen müssen sich Forscher und Anwender in den nächsten Jahren befassen, um das Potential der Pflanzenkohle noch besser auszuschöpfen?

Dr. Nicolas Hagemann vom Ithaka-Institut Deutschland

Dr. Nikolas Hagemann:  Wir müssen Pflanzenkohle konsequent als CCS (Carbon Capture and Storage) darstellen, eben als PyCCS. Um das 2°C Ziel zu erreichen, ist es zwingend notwendig, COaktiv aus der Atmosphäre zu entziehen – Pflanzenkohle ist die einzige Technologie, die dafür bereits heute einsatzbereit und skalierbar ist. Das müssen wir wieder und immer wieder betonen.
Trotzdem ist es ein grundlegendes Problem, dass derzeit Landwirtschaft weiterhin nur als Verursacher des Klimawandels wahrgenommen wird. In den ohnehin wenigen Gesprächen zu Landwirtschaft geht es meist um Anpassung an den Klimawandel und Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen, aber meist nicht um Kohlenstoff-Sequestrierung. Die sogenannte „4 per 1000“ Initiative bewirbt den Boden als Kohlenstoff-Senke und ist damit unser natürlicher Partner – das muss nun systematisch aufgebaut werden.

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