Pflanzenkohle – aktueller wissenschaftlicher Sachstand

pflanzenkohle im weinbau

Aktuelle Informationen zum Sachstand 2020 in Wissenschaft und Praxis

Der Unterschied zwischen Biokohle und Pflanzenkohle

Der Begriff Biokohle, mit dem der englische Begriff biochar früher oft übersetzt wurde, wird heute in der deutschsprachigen Fachwelt nicht mehr verwendet, um die Verwechslung mit Bio-zertifizierten Produkten aus der Landwirtschaft zu vermeiden.

Pflanzenkohle wird im Pyrolyse-Verfahren aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt – zum Beispiel aus Holz oder pflanzlichen Reststoffen wie Heckenschnitt, Laub oder Grünabfällen. Die Qualität der Rohstoffe ist neben den Prozessparametern der Kohleherstellung entscheidend für die Kohlequalität. Daher müssen die Ausgangsmaterialien streng kontrolliert werden, insbesondere auf Schadstoffe. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist zudem darauf zu achten, dass die Rohstoffe aus der näheren Umgebung und einer nachhaltigen Produktion stammen.
Alle notwendigen Anforderungen stellt das EBC (European Biochar Certificate) sicher. Dort findet sich auch eine Positivliste für die Rohstoffe (https://www.european-biochar.org/biochar/media/doc/1370383494539.pdf).

Pflanzenkohle ist ausdrücklich ausschließlich zur stofflichen Verwendung, also nicht zur energetischen Nutzung und zur letztendlichen „Rückgabe“ von Kohlenstoff in die Erde vorgesehen. Auf dem Weg dorthin darf die Kohle aber gerne als Filter, Futtermittelzusatz, Stalleinstreu und weiteren Anwendungen genutzt werden. Die Nutzungsmöglichkeiten in langlebigen Produkten, als Ersatz für kritische Rohstoffe, wie z.B. in Beton als Ersatz für Sand, werden aktuell diskutiert und erforscht.

Pflanzenkohle ist sauber

Um ausschließlich saubere Kohlen zu produzieren wurde die Pyrolyse-Technik von Anlagenherstellern weiterentwickelt und optimiert sowie das European Biochar Certificate eingeführt, das genaue Grenzwerte für sämtliche Schadstoffe festlegt. EBC-zertifizierte Pflanzenkohlen erfüllen höchste Standards nach deutscher Bodenschutzverordnung und sind bedenkenlos einsetzbar.

»Ich habe noch nie ein umwelt-relevantes Thema ausgewertet, dessen Ergebnisse so eindeutig für eine Anwendung sprachen.«

Prof. Bruno Glaser

Pflanzenkohle hilft den Böden und den Landwirten

Bodenverbessernde Effekte, wie die Auflockerung fester Böden, Erhöhung der Wasserspeicherfähigkeit trockener und sandiger Böden und die verminderte Auswaschung von Mineralien, Nährstoffen und Düngemitteln (Nitrat) sind wissenschaftlich nachgewiesen.

Zum Thema Pflanzenkohle (engl. biochar) gibt es inzwischen 7677 wissenschaftliche Artikel in renommierten Fachzeitschriften (peer-reviewed, ISI Web of Knowledge, Stand 02.06.2020). Die wichtigsten Ergebnisse sind in 43 Meta-Studien transparent, objektiv und repräsentativ ausgewertet worden. Dabei wurden Gefäßversuche genauso wie Langzeit-Feldversuche ausgewertet.

Fazit dieser Metaanalysen ist, dass durch die Anwendung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft im Durchschnitt eine Ertragssteigerung von min. 10% zu erwarten ist – bei optimierter Anwendung sogar deutlich mehr.

Prof. Bruno Glaser merkt dazu an: „Ich habe noch nie ein umwelt-relevantes Thema ausgewertet, dessen Ergebnisse so eindeutig für eine Anwendung sprachen.“

Vorteile für die Landwirtschaft

Folgende positiven Effekte der Pflanzenkohle sind in der Fachwelt unumstritten:

  1. Kohlenstoff-Sequestrierung, da Pflanzenkohle im Boden stabil ist
  2. Bindung von Stickstoff – Reduktion von Nitratauswaschung und damit Grundwasserschutz
  3. Reduktion von Lachgasemissionen
  4. Initiierung von Humusaufbau (Terra Preta Effekt)
  5. Ertragssteigerung (im Mittel 10%, bei verbesserter Applikation deutlich mehr)
  6. Wasserspeicherung auf sandigen Böden und damit Resilienzsteigerung der Pflanzen in Trockenjahren
  7. Bodenlockerung auf schweren Böden

Die Nutzung der Pflanzenkohle in der Praxis zeigt bislang bei allen uns bekannten Landwirten positive Effekte, vor allem in den letzten Trockenjahren.

Dekarbonisierung

Das Prinzip Pflanzenkohle ist neben Aufforstung und Humusaufbau die einzige aktuell verfügbare, sichere NET (Negative Emission Technology) mit positiven Nebenwirkungen für Tier, Mensch, Umwelt und Gesellschaft.

Der Einsatz von Pflanzenkohle ist aus volkswirtschaftlicher Sicht kostengünstig. Aber auch die Landwirtschaft profitiert ökonomisch, vor allem, wenn die Pflanzenkohle in Form einer Nutzungskaskade eingesetzt wird.

Eine angemessene CO2– Bepreisung z.B. über private Anbieter wie Carbon Future (https://carbonfuture.earth/) wird diesen Sachverhalt weiter unterstützen.

Ausgangsmaterialien

Fakt ist ebenfalls, sollten unbehandelte pflanzliche Reststoffe als Ausgangsmaterial für die Bodenanwendung zugelassen werden (wie in der EU positiv-Liste für den Bioanbau), verbreitert sich das Spektrum von Ausgangsmaterialien enorm.

Der einzelne Landwirt kann so seine eigenen Reststoffe karbonisieren und einsetzen. Betriebe aus der Lebensmittelherstellung können ihre Reststoffe wie Kerne, Schalen und Trester karbonisieren (lassen) und mit der so entstandenen Prozesswärme fossile Brennstoffe ersetzen. Gleichzeitig kann die Kohle bei den Rohstoffherstellern gewinnbringend eingesetzt werden.

Zudem gibt es aktuell mehr als genug Holz, das erst zu Pflanzenkohle veredelt, sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll einsetzbar ist.

Fazit

Pflanzenkohle ist ein wichtiges Glied in der nötigen Kette von Maßnahmen zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft – zum Wohle der Landwirte, der Umwelt und der ganzen Gesellschaft.

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2 Gedanken zu „Pflanzenkohle – aktueller wissenschaftlicher Sachstand

  1. warum muß ein zertifikat erstellt werden
    pflanzenkohle wurde am anfang mit 2 stahltonnen hergestellt
    warum geht das nicht mehr
    kommt es hier nicht alleine auf das ausgangsmaterial an und nicht auf das verfahren

Kommentare sind geschlossen.